Glaube als Zufluchtsort. Wie Religion dem Kommunismus trotzte

Natalja Böhm

Natalja Böhm

„Religion vs. Kommunismus – Von einem System, welches versuchte, eine Familie in die Knie zu zwingen und von dem eisernen Willen, dem Kommunismus die Stirn zu bieten.“

„Religion vs. Kommunismus – Von einem System, welches versuchte, eine Familie in die Knie zu zwingen und von dem eisernen Willen, dem Kommunismus die Stirn zu bieten.“

In ihrem multimedialen Projekt beleuchtet Natalja Böhm, wie Russlanddeutsche in freikirchlichen Gemeinden trotz staatlicher Repressionen ihre Identität als gläubige Christen bewahrten und Anpassungsstrategien entwickelten. Mithilfe von Fotografien, Dokumenten und Interviews wird das Gemeindeleben in einem religionsfeindlichen Umfeld des sowjetischen Systems dargestellt. Sie zeigt wie die Erfahrungen der staatlichen Verfolgung bis heute Russlanddeutschen prägen, die in freikirchlichen Strukturen aktiv sind und wie sie ihre kollektive Identität formen.

Glaube als Zufluchtsort. Wie Religion dem Kommunismus trotzte.

Abb. 1: Pfingstgemeinde Mitte der Achtzigerjahre in Bila Zerkwa, Ukraine. Vorne in der Mitte ist die Interview-te Larissa zu sehen. Auf dem Banner steht geschrieben: „Christus ist auferstanden“. Quelle: Privatbesitz.

Die Geschichte des Kommunismus in den sowjetischen Staaten ist eng mit dem Kampf gegen den Glauben verknüpft. In den frühen Jahren der Sowjetunion war man der Ansicht, dass sich das Thema Religion von allein erledigen würde. Die Bolschewiki gingen davon aus, dass die Menschen durch die revolutionären Veränderungen keinen Trost mehr in der Kirche suchen müssten. Daher sahen sie zunächst auch keinen Grund, die Gläubigen aktiv zu verfolgen. Als es nicht gelang, die Partei als ‚Ersatz‘ für die Religion zu positionieren, wurden schließlich härtere Maßnahmen ergriffen. Insbesondere unter Stalin wurde mit aller Härte gegen Gläubige vorgegangen: Im Zuge der Kollektivierung wurden sie verhaftet und deportiert – ganze Gemeindestrukturen wurden so aufgelöst. Die Pfingstbewegung, um die es in diesem Beitrag gehen soll, entstand in Russland ab 1922. Ab 1929 gerieten sie ins Visier der Verfolgung – während des Großen Terrors wurden ihre Strukturen zerschlagen, ihre geistlichen Führer verschwanden in Stalins Lagern. Das religiöse Leben wurde auf den privaten Raum beschränkt und in den Untergrund gedrängt. Man realisierte jedoch, dass es nicht gelingen konnte, die Religion zu tilgen. Aus diesem Grund wurde eine Institution geschaffen, die die Gläubigen kontrollieren sollte: der „Rat für Angelegenheiten der Religionen beim Ministerrat der UdSSR“. Dieser setzte die staatlichen Maßnahmen gegenüber den Religionsgemeinschaften um.

In der Chruschtschow-Ära kam es zu erneuten Religionsverfolgungen – diesmal mit einem verstärkten Fokus auf der Propaganda und der strafrechtlichen Verfolgung.

In diesem Beitrag soll die Geschichte einer gläubigen russlanddeutschen Familie nachgezeichnet werden, deren Leben in Sowjetrussland einerseits von Ausgrenzung, aber auch von einer tiefen religiösen Überzeugung geprägt war. 1956 kam Adolf Böhm (*1935 in Starorotowka, Oblast Rostow), dessen Familie ursprünglich lutherischen Glaubens war, mit 21 Jahren das erste Mal mit Baptisten in Kontakt. Diese Begegnung legte den Grundstein für die kommenden Jahrzehnte, die er seinem Glauben widmete. Diese Begegnung besiegelte aber auch den Leidensweg seiner Familie.

 

Larissa (*1958 in Otradny), Adolfs Tochter, beschreibt, mit welcher Selbstverständlichkeit versucht wurde, die Ausübung des Glaubens zu unterbinden:

 

Interviewsequenz Durchsuchungen

Sie kamen zu uns nach Hause und stellten alles auf den Kopf – sie warfen die Möbel um und schmissen alles auf den Boden. Sie suchten nach Liederbüchern und Bibeln…aber wir waren ja nicht dumm. Wir versteckten alles im Stall – dort suchten sie nicht danach. Sie kamen immer nachts. Wir schliefen, sie klopften an die Tür…und dann kamen mehrere Personen rein, sicher um die fünf Personen…und sagten, sie würden nach verbotener Literatur suchen.

“Sie kamen zu uns nach Hause und stellten alles auf den Kopf – sie warfen die Möbel um und schmissen alles auf den Boden. Sie suchten nach Liederbüchern und Bibeln…aber wir waren ja nicht dumm. Wir versteckten alles im Stall – dort suchten sie nicht danach. Sie kamen immer nachts. Wir schliefen, sie klopften an die Tür…und dann kamen mehrere Personen rein, sicher um die fünf Personen…und sagten, sie würden nach verbotener Literatur suchen.”

Viktor (*1959 in Otradny), Adolfs Sohn, erzählt, dass die Kinder dafür zuständig waren, Bibeln und – oftmals – handgeschriebene Liederbücher und Psalme zu verstecken:

 

Interviewsequenz christliche Literatur

Sie kamen zu uns nach Hause und stellten alles auf den Kopf – sie warfen die Möbel um und schmissen alles auf den Boden. Sie suchten nach Liederbüchern und Bibeln…aber wir waren ja nicht dumm. Wir versteckten alles im Stall – dort suchten sie nicht danach. Sie kamen immer nachts. Wir schliefen, sie klopften an die Tür…und dann kamen mehrere Personen rein, sicher um die fünf Personen…und sagten, sie würden nach verbotener Literatur suchen.

„Die Liederbücher wurden per Hand geschrieben, das war eine unglaubliche Fleißarbeit. Wir Kinder hatten die Aufgabe, die christliche Literatur draußen in den Hügeln zu verstecken…sobald wir mitbekamen, dass es eine Durchsuchung geben sollte, rannten wir also mit dieser davon.“

Abb. 2: Innenseite eines handgeschriebenen Psalmenheftes von 1960. Der Klappentext am Ende des Heftes ist in russischer Sprache verfasst. Quelle: Privatbesitz Adolf Böhm.
Abb. 3: Handgeschriebener Psalm in deutscher Sprache von 1960. Auf der anderen Doppelseite ist der identische Psalm in russischer Sprache verfasst. Quelle: Privatbesitz Adolf Böhm.

Oftmals waren die Kinder die Leidtragenden dieses ‚ideologischen Kampfes‘. Aufgewachsen in einem religiösen Umfeld, trafen sie in der Schule auf ein gänzlich anderes Weltbild und waren dort Ausgrenzungen und Erniedrigungen ausgesetzt.

Interviewsequenz  Erniedrigungen

Sie kamen zu uns nach Hause und stellten alles auf den Kopf – sie warfen die Möbel um und schmissen alles auf den Boden. Sie suchten nach Liederbüchern und Bibeln…aber wir waren ja nicht dumm. Wir versteckten alles im Stall – dort suchten sie nicht danach. Sie kamen immer nachts. Wir schliefen, sie klopften an die Tür…und dann kamen mehrere Personen rein, sicher um die fünf Personen…und sagten, sie würden nach verbotener Literatur suchen.

„Wir wurden immerzu beleidigt. Das war eine schmerzvolle Erfahrung…diese Bloßstellung vor der ganzen Klasse. Schmerzvoll und unverständlich.

Auch als wir [Kinder] bereits in Pochwistnewo lebten, wurden wir ständig zum Direktor beordert…man hat uns immer gedroht, uns versucht einzuschüchtern, uns gesagt, dass wir keine beruflichen Perspektiven hätten, dass es unser Schicksal sei, zu schuften…sie versuchten einen auf jede erdenkliche Weise zu brechen.“

In der Verfassung war das „Recht auf Bildung“ festgeschrieben. Dennoch berichtet eine Vielzahl Gläubiger, dass sie nicht den gewünschten Beruf ergreifen oder keinen höheren Bildungsabschluss erreichen konnten. Viktor führt diesen Umstand auch darauf zurück, dass er Deutscher ist – sein Vatersname, Adolfowitsch, sei ein großes Problem gewesen.

 

Die Schikanen betrafen viele weitere Lebensbereiche. Viktor erlebte während seinem Wehrdienst nicht nur psychische, sondern vor allen Dingen physische Gewalt:

 

Interviewsequenz Ausbildung

Sie kamen zu uns nach Hause und stellten alles auf den Kopf – sie warfen die Möbel um und schmissen alles auf den Boden. Sie suchten nach Liederbüchern und Bibeln…aber wir waren ja nicht dumm. Wir versteckten alles im Stall – dort suchten sie nicht danach. Sie kamen immer nachts. Wir schliefen, sie klopften an die Tür…und dann kamen mehrere Personen rein, sicher um die fünf Personen…und sagten, sie würden nach verbotener Literatur suchen.

„Als wir in die Oblast Samara kamen, war ich gerade in der sechsten Klasse. Nach Abschluss der achten Klasse wurde mir eine Charakteristik ausgestellt, die besagte, dass ich ein Mitglied der Sekte der Pfingstler und weder Oktoberkind noch Mitglied bei der Pionierorganisation oder im Komsomol sei. Daraufhin konnte ich nirgend eine Ausbildung antreten…

Ich kam nach Hause und weinte mich bitterlich bei meiner Mutter aus.

Aber so war es schon immer…Christen hatten keinen Zugang zu Bildung. Alle Türen waren uns verschlossen. Das Einzige, was mir übrig blieb, war es, eine Ausbildung zur Näherin zu absolvieren, die ich gehasst habe – auch heute noch kann ich diesen Beruf nicht ausstehen.  Meist waren gläubige Frauen Schneiderinnen und die Männer Schlosser.“

Die Baptisten ‚verzichteten‘ 1926 bei einem Kongress auf den Pazifismus. Pfingstchristen hingegen lehnten den Waffendienst und die Eidesleistung ab und nahmen sogar Verurteilungen in Kauf. 1963 wurden alleine in der Ukraine 20 Personen – hauptsächlich Pfingstchristen und Zeugen Jehovas – verurteilt, die sich geweigert hatten, den Wehrdienst zu leisten. Viktor erklärte im Einberufungsamt, dass er Christ sei und den Eid nicht leisten würde. Er hatte die Hoffnung, in einen ‚Strojbat‘[1] in die Nähe seiner Familie zu kommen, wurde aber der Marineeinheit der Pazifikflotte in Wladiwostok zugeordnet.

Der Hass, dem die Familie begegnete, kam nicht von ungefähr, sondern wurde über Jahre hinweg gesät. Im Kino, im Radio und auch in den Printmedien begegneten den Menschen bestimmte Bilder der Gläubigen und formten so eine stereotype Vorstellung:

[1] Junge Männer, die die Eidesleistung verweigerten, wurden in solchen Baubataillons eingesetzt. Dort wurden sie seitens ihrer Vorgesetzten oft geschätzt, da sie sich vorbildlich und ehrlich verhielten. Den Baubataillons wurden oftmals vorbestrafte Männer zugeteilt. Ein Ableisten des Wehrdienstes in den Baubataillonen war i.d.R. unbeliebt unter Wehrpflichtigen.

 

Interviewsequenz Armee

„Es war nicht ungefährlich dort zu sagen, man sei ein gläubiger Mensch. Man musste auf alles vorbereitet sein:

Ich wurde zum Beispiel auf den Toiletten eingeschlossen – die ganze Nacht über. Dabei wurde man bis auf die Unterhose ausgezogen. Das waren unzählige Toiletten – für die ganze Kaserne! Bis zum Morgen musste alles blitzeblank sein – es blieb einem nichts anders übrig, als die Unterhose auszuziehen und damit alle Toiletten zu putzen. Morgens kamen sie rein und überprüften alles – wenn es nicht ihren Vorstellungen entsprach, wurde man eine weitere Nacht eingesperrt. Das habe ich als Christ dort erleiden müssen.

Ein Wehrdienstleistender hat außerdem einmal zu mir gesagt, er würde mich umbringen. Ein Weiterer prügelte auf mich mit den Worten ein, dass Gott ihm verzeihen werde.

Man musste zudem Lenins Werke konspektieren – ich tat dies nicht und besuchte auch nicht den Politunterricht. Dies brachte die Anderen gegen mich auf – sie fragten mich, ob ich denken würde, ich sei etwas Besseres.“

„Es war nicht ungefährlich dort zu sagen, man sei ein gläubiger Mensch. Man musste auf alles vorbereitet sein: Ich wurde zum Beispiel auf den Toiletten eingeschlossen – die ganze Nacht über. Dabei wurde man bis auf die Unterhose ausgezogen. Das waren unzählige Toiletten – für die ganze Kaserne! Bis zum Morgen musste alles blitzeblank sein – es blieb einem nichts anders übrig, als die Unterhose auszuziehen und damit alle Toiletten zu putzen. Morgens kamen sie rein und überprüften alles – wenn es nicht ihren Vorstellungen entsprach, wurde man eine weitere Nacht eingesperrt. Das habe ich als Christ dort erleiden müssen. Ein Wehrdienstleistender hat außerdem einmal zu mir gesagt, er würde mich umbringen. Ein Weiterer prügelte auf mich mit den Worten ein, dass Gott ihm verzeihen werde. Man musste zudem Lenins Werke konspektieren – ich tat dies nicht und besuchte auch nicht den Politunterricht. Dies brachte die Anderen gegen mich auf – sie fragten mich, ob ich denken würde, ich sei etwas Besseres.“
Abb. 4: Eine Seite aus einem staatlich herausgegebenen Buch mit dem Titel „In der Welt der Schrecken. Eine Fotodokumentation über die Sektierer unter dem Namen ‚Pfingstler‘ “. Moskau 1962.

Übersetzung des Textes in der Infobox:

„Seht euch die an, die zu einem weiteren Gebet gekommen sind. Die Predigt beginnt, es vergeht eine Stunde, eine weitere Stunde – und ihre Gesichter werden von einer krampfhaften Grimasse, dem Siegel der Ekstase, verzerrt sein, und sie werden heulend und wehklagend auf den Knien kriechen und Gott bitten sie zu retten. Durch dauerhafte Einschüchterungen formt die Religion willenlose, belächelte Menschen, die nur dazu fähig sind, auf den ‚Allmächtigen‘ zu hoffen.“

Übersetzung des Textes in der Infobox:

„Seht euch die an, die zu einem weiteren Gebet gekommen sind. Die Predigt beginnt, es vergeht eine Stunde, eine weitere Stunde – und ihre Gesichter werden von einer krampfhaften Grimasse, dem Siegel der Ekstase, verzerrt sein, und sie werden heulend und wehklagend auf den Knien kriechen und Gott bitten sie zu retten. Durch dauerhafte Einschüchterungen formt die Religion willenlose, belächelte Menschen, die nur dazu fähig sind, auf den ‚Allmächtigen‘ zu hoffen.“

Die Gläubigen wurden als besonders gefährliche und der sowjetischen Gesellschaft fremdartige Subjekte porträtiert. Eine beliebte Unterstellung in der Presse zu Zeiten Chruschtschows war, dass die Gläubigen anderen bewusst gesundheitliche Schäden zufügen würden. Insbesondere Pfingstchristen waren Ziel der Propagandakampagne: Ihnen wurden sogar Ritualmorde an Kindern und Jugendlichen unterstellt. In einer Vielzahl an herausgegebenen Publikationen wurde die Pfingstchristen als „Obskurantisten“ betitelt und vor allen Dingen ihr schlechter Einfluss auf Kinder und Jugendliche hervorgehoben. Auch Adolfs Familie war vor öffentlichen Verleumdungen nicht sicher:

Interviewsequenz Propaganda

„Als ich bereits im Lager war, hörte ich im Radio zufällig die Ankündigung, dass am nächsten Tag ein Beitrag über die ‚Trjassuny‘[1] aus Amazar gesendet werden sollte…

Im Beitrag wurde dann erzählt, dass ich der Anführer der Sekte der ‚Trjassuny‘ gewesen sei. Zudem wurde gesagt, dass wir, wenn wir beten, schreien würden. Schließlich hieß es, dass ich mittlerweile im Lager sei und meinen Kindern verboten hätte, Teil der Pionierorganisation zu sein. Meine älteste Tochter Irina wäre jedoch währenddessen von ihrer Lehrerin umerzogen worden…

Und dann erzählten sie eine Geschichte, die sich folgendermaßen zugetragen haben soll:

Irina habe es geliebt, das rote Halstuch der Pioniere zu tragen – dies war bei uns zu Hause verboten. Sie versteckte also das Halstuch und zog es heimlich an, sobald sie das Haus verließ. Ich erinnere mich noch, dass ich mich wunderte, ob sich dies tatsächlich so zugetragen hatte…

Und dann wurde das Ganze ja auch noch in ganz Russland ausgestrahlt!

Dann wurde erzählt, dass ich einst an der Schule meiner Tochter vorbeigelaufen sei und gesehen hätte, dass sie das Halstuch trägt. Daraufhin wäre ich über den hohen Zaun geklettert[2], hätte sie an dem Halstuch gepackt und gesagt, dass ich sie an dem Halsband aufhängen werde. So etwas hatte sich natürlich niemals zugetragen!“

 

[1] Trjassuny (vom Wort «трястись» = dt. (sich) schütteln/zittern) wurden im Volksmund Anhänger religiöser Sekten bezeichnet, die sich sonderbar bewegten. Vgl. Beljakova, Zenščiny v evangel’skich obščinach poslevoennogo SSSR, S. 119: Dieser Begriff stammt aus dem vorrevolutionären Russland und bezeichnet Anhänger einer Bewegung, die an die erfahrbare Herabkunft des Heiligen Geistes glaubte – dieses Erleben zeichnete sich durch Bewegungen aus, die auf Außenstehende unkontrolliert gewirkt haben. In der Presse war der Begriff bis in die Siebzigerjahre hinein gebräuchlich, wurde aber auch in den folgenden Jahrzehnten als Beleidigung verwendet.

[2] Adolf zog sich als Neunzehnjähriger eine schwere Verletzung am rechten Arm und Oberschenkel zu. Seitdem konnte er seinen Arm nicht mehr vollständig bewegen und humpelte zudem. Solch ein Manöver, wie im Radiobeitrag beschrieben, wäre somit völlig unmöglich gewesen.

„Als ich bereits im Lager war, hörte ich im Radio zufällig die Ankündigung, dass am nächsten Tag ein Beitrag über die ‚Trjassuny‘[1] aus Amazar gesendet werden sollte…

Im Beitrag wurde dann erzählt, dass ich der Anführer der Sekte der ‚Trjassuny‘ gewesen sei. Zudem wurde gesagt, dass wir, wenn wir beten, schreien würden. Schließlich hieß es, dass ich mittlerweile im Lager sei und meinen Kindern verboten hätte, Teil der Pionierorganisation zu sein. Meine älteste Tochter Irina wäre jedoch währenddessen von ihrer Lehrerin umerzogen worden…

Und dann erzählten sie eine Geschichte, die sich folgendermaßen zugetragen haben soll:

Irina habe es geliebt, das rote Halstuch der Pioniere zu tragen – dies war bei uns zu Hause verboten. Sie versteckte also das Halstuch und zog es heimlich an, sobald sie das Haus verließ. Ich erinnere mich noch, dass ich mich wunderte, ob sich dies tatsächlich so zugetragen hatte…

Und dann wurde das Ganze ja auch noch in ganz Russland ausgestrahlt!

Dann wurde erzählt, dass ich einst an der Schule meiner Tochter vorbeigelaufen sei und gesehen hätte, dass sie das Halstuch trägt. Daraufhin wäre ich über den hohen Zaun geklettert[2], hätte sie an dem Halstuch gepackt und gesagt, dass ich sie an dem Halsband aufhängen werde. So etwas hatte sich natürlich niemals zugetragen!“

 

[1] Trjassuny (vom Wort «трястись» = dt. (sich) schütteln/zittern) wurden im Volksmund Anhänger religiöser Sekten bezeichnet, die sich sonderbar bewegten. Vgl. Beljakova, Zenščiny v evangel’skich obščinach poslevoennogo SSSR, S. 119: Dieser Begriff stammt aus dem vorrevolutionären Russland und bezeichnet Anhänger einer Bewegung, die an die erfahrbare Herabkunft des Heiligen Geistes glaubte – dieses Erleben zeichnete sich durch Bewegungen aus, die auf Außenstehende unkontrolliert gewirkt haben. In der Presse war der Begriff bis in die Siebzigerjahre hinein gebräuchlich, wurde aber auch in den folgenden Jahrzehnten als Beleidigung verwendet.

[2] Adolf zog sich als Neunzehnjähriger eine schwere Verletzung am rechten Arm und Oberschenkel zu. Seitdem konnte er seinen Arm nicht mehr vollständig bewegen und humpelte zudem. Solch ein Manöver, wie im Radiobeitrag beschrieben, wäre somit völlig unmöglich gewesen.

Schließlich wurde Adolf Böhm als Presbyter einer „religiösen Sekte“ am 20. Mai 1961 zu einer fünfjährigen Verbannung verurteilt. Er und seine Familie verließen ihren Heimatort in der Nähe von Pochwistnewo und zogen gemeinsam ins knapp 6.000 Kilometer entfernte Amasar.

 

Interviewsequenz Gerichtsverhandlung

„Meine Frau und ich waren auf dem Nachhauseweg von der Gebetsversammlung. Als wir schon fast zu Hause waren, habe ich im Schaufenster eines Geschäftes auf der anderen Straßenseite eine große Annonce gesehen…dort stand, dass am 20. Mai im Klub der Ölarbeiter eine Gerichtsverhandlung wegen antisozialem Verhalten gegen Adolf Böhm geführt werden sollte. Später haben wir erfahren, dass diese Plakate in der ganzen Stadt aufgehangen wurden. Das war 1961…kurz zuvor wurde unser Sohn Eduard geboren. Zu dem Zeitpunkt war er noch keinen Monat alt.

Als wir zur Verhandlung kamen, war der ganze Saal voll – es gab keinen einzigen freien Platz mehr.“

„Meine Frau und ich waren auf dem Nachhauseweg von der Gebetsversammlung. Als wir schon fast zu Hause waren, habe ich im Schaufenster eines Geschäftes auf der anderen Straßenseite eine große Ankündigung gesehen…dort stand, dass am 20. Mai im Klub der Ölarbeiter eine Gerichtsverhandlung wegen antisozialem Verhalten gegen Adolf Böhm geführt werden sollte. Später haben wir erfahren, dass diese Plakate in der ganzen Stadt aufgehangen wurden. Das war 1961…kurz zuvor wurde unser Sohn Eduard geboren. Zu dem Zeitpunkt war er noch keinen Monat alt.

Als wir zur Verhandlung kamen, war der ganze Saal voll – es gab keinen einzigen freien Platz mehr.“

Adolf wurde nach dem Dekret vom 4. Mai 1961 „Über die Verschärfung des Kampfes gegen Personen, die gesellschaftlich nützliche Arbeit vermeiden und einen antisozialen, parasitären Lebensstil führen“ verurteilt. Aus dem Dekret geht hervor, dass „Artikel 1 des Dekrets […] auf  Personen Anwendung findet, die […] der Prostitution nachgehen, von Ausländern Dinge zum Zwecke des Weiterverkaufs kaufen, sowie Personen, die illegale religiöse Sekten führen“. Zudem heißt es, das Leben solcher Personen würde mit „Trunkenheit“ und „moralischem Verfall“ einhergehen und sich „nachteilig auf andere instabile Mitglieder der Gesellschaft“ auswirken. In den Verbannungsorten wurden sogenannte Kommandanturen eingerichtet, die die „Registrierung  der Ausgewiesenen organisieren, ihr Verhalten und ihre Arbeitstätigkeit kontrollieren“ sollten.

Adolfs Tätigkeit als Presbyter, also als Pastor einer Religionsgemeinschaft, riss in der Verbannung jedoch nicht ab, sondern intensivierte sich. Laut Adolf fand sich um ihn herum direkt zu Beginn eine kleine Gruppe Gläubiger zusammen. In der Verbannung predigte Adolf aktiv weiter – auch im Umfeld Minderjähriger, was ein weiteres Strafverfahren provozierte. Dies war der Auftakt des gegen Adolf Böhm eingeleiteten Strafverfahrens nach § 227.

Larissa berichtet, wie sie diesen Tag erlebt hat:

Interviewsequenz Inhaftierung

„Am Tag der Gerichtsverhandlung wurde meine Schwester Olga geboren. Meine Mutter konnte der Gerichtsverhandlung deshalb nicht beiwohnen und hat meinen Vater für weitere sechs Monate nicht sehen können.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass alle Verurteilten aus dem Gerichtsgebäude herausgeführt und in einen schwarzen fensterlosen ‚Voron‘[1] gesetzt wurden – uns wurden lediglich fünfzehn Minuten für die Verabschiedung eingeräumt. Wir liefen zu Papa, während die Milizionäre uns packten und verjagen wollten.

Wir sechs Kinder lebten fortan mit unserer Großmutter und Mutter zusammen. Mama arbeitete tagsüber als Buchhalterin und nachts als Nachtwächterin. Nachts fürchtete sie sich jedoch alleine und nahm entweder mich oder Viktor mit. Wir schliefen dort (im Sägewerk) und gingen am nächsten Tag in die Schule.“

[1] Umgangssprachlicher Ausdruck für einen bestimmten Typ eines Dienstwagens des NKVD, der zum Transport Verhafteter genutzt wurde. Das russ. «ворон» (dt. ‚voron‘ = Rabe) bezieht sich auf die schwarze Farbe des Fahrzeugs.

„Am Tag der Gerichtsverhandlung wurde meine Schwester Olga geboren. Meine Mutter konnte der Gerichtsverhandlung deshalb nicht beiwohnen und hat meinen Vater für weitere sechs Monate nicht sehen können.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass alle Verurteilten aus dem Gerichtsgebäude herausgeführt und in einen schwarzen fensterlosen ‚Voron‘[1] gesetzt wurden – uns wurden lediglich fünfzehn Minuten für die Verabschiedung eingeräumt. Wir liefen zu Papa, während die Milizionäre uns packten und verjagen wollten.

Wir sechs Kinder lebten fortan mit unserer Großmutter und Mutter zusammen. Mama arbeitete tagsüber als Buchhalterin und nachts als Nachtwächterin. Nachts fürchtete sie sich jedoch alleine und nahm entweder mich oder Viktor mit. Wir schliefen dort (im Sägewerk) und gingen am nächsten Tag in die Schule.“

[1] Umgangssprachlicher Ausdruck für einen bestimmten Typ eines Dienstwagens des NKVD, der zum Transport Verhafteter genutzt wurde. Das russ. «ворон» (dt. ‚voron‘ = Rabe) bezieht sich auf die schwarze Farbe des Fahrzeugs.

Adolf wurde schließlich zu fünf Jahren Haft verurteilt. Adolfs Verurteilung basierte auf dem Paragraf 227 „Gründung einer Gruppe, die der Gesundheit der Mitbürger Schaden zufügt“. Aus Artikel 10 „Verbrechen gegen die öffentliche Sicherheit, die öffentliche Ordnung und die Gesundheit des Volkes“ geht hervor, dass die Gründung einer Gruppe, deren

„Tätigkeit unter dem Vorwand der Verkündigung religiöser Überzeugungen mit einer Gesundheitsschädigung der Bürger oder sexueller Promiskuität verbunden ist, sowie Führung einer solchen Gruppe oder die Beteiligung Minderjähriger daran, mit einem Freiheitsentzug für einer Dauer von bis zu fünf Jahren mit oder ohne Verbannung, mit oder ohne Entziehung von Eigentum, bestraft wird“.[1]

Unter Paragraf 227 fiel die „Organisation oder Leitung einer Gruppe, deren Tätigkeit unter dem Deckmantel der Verkündigung religiöser Lehren und der Durchführung religiöser Riten mit der Schädigung der Gesundheit der Bürger oder […] der Rechte der Bürger oder mit der Veranlassung der Bürger zur Verweigerung […] der Erfüllung von Bürgerpflichten verbunden ist, sowie die Beteiligung von Minderjährigen an der Gruppe“.

[1] Zakon Rossijskoj Federacii ‚O reabilitacii žertv političeskich repressij‘, 18 oktjabrja 1991 g. In: Ėlektronnaja biblioteka istoričeskich dokumentov. URL: http://docs.historyrussia.org/ru/nodes/162417-zakon-rossiyskoy-fe- deratsii-o-reabilitatsii-zhertv-politicheskih-repressiy-18-oktyabrya-1991-g#mode/inspect/page/1/zoom/4 (Zugriff am 20.06.2023): Dieses Gesetz wurde aus dem Strafgesetzbuch am 18.10.1991 gestrichen. Aus Artikel 5 geht demnach hervor, dass Personen, die wegen „antisowjetischer Agitation und Propaganda“, „Verletzung der Gesetze über die Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche“ und der „Flucht von Orten des Freiheitsentzugs, der Verbannung und Sondersiedlungen […], die sich mit ungerechtfertigten politischen Repressionen an diesen Orten aufhielten, unabhängig von der faktischen Grundlage der Anschuldigung der Person“ rehabilitiert werden.

Abb. 5: Adolfs Kinder in der Verbannung – Adolf war zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis. Viktor befindet sich links im Bild, Larissa oben links. Quelle: Privatbesitz Adolf Böhm. Amasar 1967.

Adolf erzählt von seinen Eindrücken aus dem Gefängnis:

 

Interviewsequenz Haft

„Wir wurden ins Lager nach Nowosibirsk gebracht. Dort habe ich verstanden, was Gefangenschaft heißt…

Ich wurde in die Baracke gebracht, wo etwa 130 Männer auf dreistöckigen Liegeplätzen untergebracht waren. Mir war es wichtig, dass die anderen wissen, dass ich ein Christ bin. Also bin ich auf die Knie gegangen und habe begonnen zu beten. Die anderen Gefangenen haben sogleich angefangen zu rufen, dass ein ‚Heiliger‘ aufgetaucht sei. Sie umkreisten mich – manche beleidigten mich, andere bespuckten mich oder lachten mich aus. Ich ertrug das alles.“

„Wir wurden ins Lager nach Nowosibirsk gebracht. Dort habe ich verstanden, was Gefangenschaft heißt…

Ich wurde in die Baracke gebracht, wo etwa 130 Männer auf dreistöckigen Liegeplätzen untergebracht waren. Mir war es wichtig, dass die anderen wissen, dass ich ein Christ bin. Also bin ich auf die Knie gegangen und habe begonnen zu beten. Die anderen Gefangenen haben sogleich angefangen zu rufen, dass ein ‚Heiliger‘ aufgetaucht sei. Sie umkreisten mich – manche beleidigten mich, andere bespuckten mich oder lachten mich aus. Ich ertrug das alles.“

Nach Adolfs Entlassung 1969 zog die Familie nach Pochwistnewo.

Abb. 6: Adolfs Entlassungsbescheid aus dem Gefängnis. Datiert vom 6. Juli 1969. Quelle: Privatbesitz Adolf Böhm. Novossibirsk 1969.

Zurück in Pochwistnewo führte Adolf seine Tätigkeit als Presbyter fort: er taufte, predigte und leitete Gebetsversammlungen in seinem Zuhause. Weitere strafrechtliche Maßnahmen blieben aus – dies entsprach mittlerweile nicht mehr dem staatlichen Kurs. Dem allzeit sehenden und hörenden Auge des Staates konnte man jedoch nicht entkommen. Es war üblich, dass Gläubige am Arbeitsplatz und in den Schulen drangsaliert wurden, dass ihre Gebetsversammlungen überwacht und immerzu Bußgelder verhängt wurden. Auf diese Weise wurde versucht, ihren Willen zu brechen.

Interviewsequenz Bußgelder

„Unsere Gebetsversammlungen wurden von den Behörden aufgesucht, die Anwesenden vermerkt und anschließend zur Anhörung vorgeladen. Schließlich wurden Geldstrafen ausgesprochen. Man kann sich vorstellen, wie viel eine Strafe in Höhe von 10 Rubel für mich war, wenn mein Vater Adolf monatlich 60 Rubel verdiente…das war viel Geld für mich, da ich noch kein eigenes Einkommen hatte. Und solche Bußgelder wurden oft verhängt.“

„Unsere Gebetsversammlungen wurden von den Behörden aufgesucht, die Anwesenden vermerkt und anschließend zur Anhörung vorgeladen. Schließlich wurden Geldstrafen ausgesprochen. Man kann sich vorstellen, wie viel eine Strafe in Höhe von 10 Rubel für mich war, wenn mein Vater Adolf monatlich 60 Rubel verdiente…das war viel Geld für mich, da ich noch kein eigenes Einkommen hatte. Und solche Bußgelder wurden oft verhängt.“

Abb. 7: Taufe in der pfingstchristlichen Gemeinde mit Adolf als Presbyter. Adolf in der Mitte im Bild mit Hosen-trägern, links daneben sein Sohn Viktor. Taufen mussten im Geheimen stattfinden – meist wurden sie nachts durchgeführt. Quelle: Privatbesitz Adolf Böhm. Otradny 1978.

Allmählich änderte sich der Umgang mit den Gläubigen – spätestens unter Gorbatschow war man bereit, mehr Zugeständnisse einzuräumen. Pfingstgemeinden begannen, sich ‚autonom registrieren‘ zu lassen. Das bedeutet, dass sie legal existieren und Gebetsversammlungen durchführen durften, ohne Strafen fürchten zu müssen.

1983 nahm auch Adolf die Möglichkeit wahr, seine Gemeinde registrieren zu lassen.

1986 gab es in der Sowjetunion 843 Pfingstgemeinden. Davon waren 250 autonom registrierte Pfingstgemeinden.

 

Abb. 8: Bescheid über die Registrierung einer religiösen Gemeinschaft. Quelle: Privatbesitz Adolf Böhm. Kuiby-schew 1983.

Obwohl die letzten Jahre der Sowjetunion den Gläubigen grundsätzlich als eine Zeit der deutlichen Lockerungen in Erinnerung geblieben sind, wurde bis zuletzt auf administrativer Ebene versucht, die Religion und ihre Ausbreitung in Zaum zu halten. Überwachung und Kontrolle waren weiterhin die grundlegenden Prinzipien. Viele Gläubige hatten deshalb den Wunsch, die Sowjetrepubliken zu verlassen. In den Achtzigerjahren gelang es jedoch lediglich zwei Familien aus Pfingstgemeinden in die USA zu emigrieren. Die Pfingstgemeinden hatten, anders als viele Baptistengemeinden, keine organisierte Unterstützung im westlichen Ausland und selten ethnische Bezüge zum jeweiligen Migrationsland. So gelang es bis Ende der Achtzigerjahre nur wenigen – und wenn, dann auf Grund langjähriger Proteste – die Ausreise bewilligt zu bekommen. 1991 reiste schließlich auch Adolf Böhm mit seiner Familie nach Deutschland aus:

Interviewsequenz Ausreise

„1991 reisten wir nach Deutschland aus. Bis zuletzt wurden wir verfolgt: man ging raus und an der Ecke stand immer ein Wagen – das war der KGB, das wussten wir. Wohin wir auch fuhren – sie fuhren hinterher. Ich ging zur Post – sie folgten mir. Ich wollte einen Brief bei der Post abgeben – er wurde nicht angenommen. Ich wollte durch eine Tür gehen – sie standen an der Schwelle…

Sie verhielten sich immer sehr dreist. Ich war 32, als ich Russland verließ – und all die 32 Jahre war ich dort keinen einzigen Tag ein freier Mensch.

Im Nachhinein habe ich jedoch verstanden, dass sie einen dummen Fehler gemacht haben: Das Erlebte hatte den Effekt, dass ich dadurch noch mehr zu meinen Überzeugungen stand…ich hatte verstanden, dass diese Menschen einem nichts Gutes wünschten.“

„1991 reisten wir nach Deutschland aus. Bis zuletzt wurden wir verfolgt: man ging raus und an der Ecke stand immer ein Wagen – das war der KGB, das wussten wir. Wohin wir auch fuhren – sie fuhren hinterher. Ich ging zur Post – sie folgten mir. Ich wollte einen Brief bei der Post abgeben – er wurde nicht angenommen. Ich wollte durch eine Tür gehen – sie standen an der Schwelle…

Sie verhielten sich immer sehr dreist. Ich war 32, als ich Russland verließ – und all die 32 Jahre war ich dort keinen einzigen Tag ein freier Mensch.

Im Nachhinein habe ich jedoch verstanden, dass sie einen dummen Fehler gemacht haben: Das Erlebte hatte den Effekt, dass ich dadurch noch mehr zu meinen Überzeugungen stand…ich hatte verstanden, dass diese Menschen einem nichts Gutes wünschten.“

Die per Gesetz angeordnete Diskriminierung und Unterdrückung aller Kirchen und somit auch der Pfingstgemeinden nahm formell nach über 72 Jahren mit dem Gesetz „Über die Freiheit der Religionsausübung“ vom 25. Oktober 1990 ein Ende.

Die deutsche Minderheit in der Ukraine – Geschichte, Identität und Herausforderungen

Die deutsche Minderheit in der Ukraine – Geschichte, Identität und Herausforderungen

 

Deutsche in der Ukraine? Wie kamen sie dort hin? Hat das was mit den Russlanddeutschen zu tun? Antworten auf diese Fragen versucht Natalja Böhm gemeinsam mit Julia Taips, der Repräsentantin der deutschen Minderheit in Transkarpatien, zu finden. Julia, deren “Liebe für die Ukraine sehr groß ist”, wird uns nicht nur die Eigenheiten und Besonderheiten der deutschen Minderheit in der Ukraine näherbringen, sondern auch über die Situation dieser Gruppe nach (und vor) Kriegsbeginn und über die Beziehungen zu anderen deutschen Minderheiten ehemaliger Sowjetrepubliken sprechen.